Der Wiener Schmäh ist ein urwienerischer Gemütszustand. In seinen Ursprüngen ist er in der Wiener Vorstadt zu finden. Unübersetzbar handelt es sich um eine Art Melancholie, die mit einem Lächeln daherkommt. In Österreich findet sich diese besondere Eigenart ausschließlich in Wien. Eine charmant vorgetragene Unhöflichkeit, eine subtile Art des Schwarzen Humors machen den Schmäh aus. Touristen erschließt sich oft nicht, worüber gelacht wird. Das gehört zum Schmäh dazu und der Wiener lässt es unkommentiert.
Zwar wurde Mozart in Salzburg geboren, doch in Wien hat er auch gewirkt und seine letzte Ruhestätte in einem Armengrab gefunden. Österreich hat viele Genies hervorgebracht und nicht selten undankbar behandelt. Erfolgsgeschichten haben hingegen die Komponistenfamilie Strauß, Sigmund Freud und Hans Makart geschrieben. Bei Thomas Bernhard und Falco ist die Definition schon eine andere.
Zwischen Wiener Walzer und Wiener Schnitzel entdecken Reisende ganz Österreich mit all seinen Facetten in Wien. Die Stadt war das Zentrum der Habsburger Monarchie. In ihr konzentrierte sich spätestens seit Karl VI., dem Vater der Maria Theresia, alles. Das Haus Habsburg und Österreich waren identisch. Eine Weltmacht, die alles beherrschte und prägte, sodass selbst eine weibliche Erbfolge zu Beginn des 18. Jahrhunderts möglich wurde und sich durchsetzen konnte.
Der Vielvölkerstaat der k. u. k. Monarchie spiegelte sich in der Hauptstadt. Aus dem orientalischen Kaffee wurden Wiener Spezialitäten, aus dem Zusammentreffen mit dem nahen Balkan und der ungarischen Puszta entstand die einzigartige Wiener Nonchalance.
Mit ihrem Historismus wirkte Wien weit über Österreich hinaus. Die Gründerzeitbauten in Deutschland, Budapest oder Prag orientierten sich klar an der Ästhetik der Wiener Ringstraße. Der Machtanspruch der Donau-Monarchie und der Reichtum derjenigen, die es zu etwas gebracht hatten, wurde imperial zur Schau gestellt und berührt einen heute noch ehrfurchtsvoll. Die Wiener sind mit der Wertschätzung ihrer Architektur stets ein wenig nonchalant umgegangen. Auch das gehört zum Wiener Schmäh. Auf Ihrer Städtereise werden Sie es vielleicht spüren. Nicht umsonst heißt das Nationalheiligtum von Österreich, der Stephansdom, bei den Wienern einfach nur "Steffl".