Die Entwicklung des Musicals ab den 1930er Jahren
Mit der Erfindung des Tonfilms eröffneten sich völlig neue Möglichkeiten für das Musical. Hier konnten die Schauspieler und Tänzer in echten Landschaften anstatt vor bemalten Kulissen spielen. Darüber hinaus kam es zu Nahaufnahmen. Entscheidend aber war die Aufhebung des Gefühls, im Theater zu sitzen: Luftaufnahmen zeigten Hunderte von Tänzerinnen, die verschiedene Gebilde darstellten. Und schließlich war die Ausstattung deutlich opulenter als bei den Theaterversionen.
Zu ganz anderen musikalischen Elementen und vor allem zu anderen Themen kam es Ende der 1960er Jahre durch die Einflüsse von Woodstock und der Studentenrevolte. „Hair“, „Oh! Calcutta“ und die „Rocky Horror Picture Show“ sind einige der prominenten Beispiele.
Schon wenige Jahre später besannen sich die Produzenten – angeregt durch den Publikumsgeschmack – wieder der 1940er und 1950er. Üppige Ausstattungsmusicals waren die Folge, in denen nach und nach die gesprochenen Passagen nur noch einen kleinen Raum einnahmen, während die gesamte Handlung gesungen wurde. Dies war die große Zeit von Andrew Lloyd Webber.
Die aufwendigen Produktionen mussten sehr viel Geld wieder einspielen, was sich zunächst am Broadway und im Londoner West End sehr leicht verwirklichen ließ. Lange Laufzeiten ohne Unterberechnungen durch andere Inszenierungen waren nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Dieser Trend setzte sich schließlich auch in Deutschland durch. Es entstanden eigene Musical-Theater, die auf die ganz speziellen Bedürfnisse dieses Genres zugeschnitten waren. Das herausragende Beispiel ist in Bochum das seinerzeit für 24 Millionen Mark errichtete Haus einzig für den rasanten „Starlight Express“, in dem es neben der Hauptbühne noch mehrere Nebenschauplätze gibt, auf denen die Sänger und Tänzer auch durch die Reihen der Zuschauer fahren können. Wenn Sie dorthin reisen, sind Sie begeistert vom Pep und vom mitreißenden Rhythmus fasziniert.
Zu Beginn dieses Jahrhunderts kam eine ganz neue Version auf: das „Jukebox-Musical“. Dabei sind Lieder bekannter Stars zu einer – teilweise sogar ganz neu erdachten – Handlung zusammengefügt. Diese Hommage an die jeweiligen Stars macht derzeit Furore, zumal die ursprünglichen Interpreten außerordentlich beliebt waren und noch immer sind. „Mamma mia“, „Ich war noch niemals in New York“ oder „Jersey Boys“ mit den Songs der Four Seasons sind herausragende Beispiele für diese Art der Musicals, die mit „Tina“ und „Das ist Wahnsinn“ weitere Erfolge feiert.